Leseprobe

Bühne frei

Dem toten Fuchs fehlte ein Eckzahn. Von dem Präparator bis in alle Ewigkeit zu einem hämischen Grinsen verdammt, legten die hochgezogenen Lefzen das fehlerhafte Gebiss in aller Schonungslosigkeit frei. Vom Rest seines Körpers getrennt, hing der Fuchskopf über der Eingangstür des „Angel and Crown“ in der St. Martins Lane. Die ausgestopften Tiere an den Wänden des Pubs stellten einen irritierenden Kontrast zu dem modernen Parkett aus Nussbaum und den weißen Sprossenfenstern dar. „Erlegt 1934“ stand in kaum lesbaren Buchstaben auf einem von Rissen durchzogenen Holzschild unter den Kinnhaaren des Fuchses. Marnie starrte in seine trüben Pupillen aus Glas und stellte sich die Augen ihrer Schwester vor. Nicht mehr lange…

Ihre Finger tasteten nach der Ampulle in ihrer Jackentasche. Hart und kalt lag sie in ihrer Hand.

Mit einem Nicken zu dem Fuchs schlenderte sie an der Theke vorbei Richtung Fenster. Von dort hatte sie eine gute Sicht nach draußen: auf den Gehweg und das Noel Coward Theatre auf der anderen Straßenseite.

(Die komplette Geschichte ist erschienen in: „Heute hier, morgen Mord“, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2014)

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